mary-kay
ich spiele erwachsen, find ich, wie ich da mit dem blumenstrauß und der brötchentüte zu meiner frühstücksverabredung gehe. in meinem leben fühle ich mich manchmal wie in dem lieblingsspiel meiner schwester und mir ganz früher - "frau und frau". unsere - nett eingerichteten - wohnungen waren unsere gegenüberstehenden betten, unsere ehemänner durchsichtig und meistens auf dienstreise in amerika, und meine kinder waren meine puppen katharina, minna und namenhabichvergessen. zu meinem großen ärger waren die kinder meiner schwester zwei bären, die beide luddi hießen und aus rotem nicki waren, mit dreckiggenuckelten ohren aus denen die füllung kam. als ob jemand solche kinder hat.
kate und steffen aus new york sind da und finden alles toll. ein gang durch den alttreptower kaisers lässt sie sich gar nicht mehr einkriegen. awesome awesome. an der kasse verstören sie die grumpy kassiererin, indem sie sie mit ihren paar deutschbrocken beschmeißen, ihr strahlend "guten tag!!!!!" wünschen, artig "auf wiedersehen!!!" rufen und ein paar mal den preis wiederholen. zuhause kommt ronny aus katjas zimmer, und weiß nicht wie ihm geschieht, als steffen auf ihn zuspringt und sich vorstellt. er verschwindet befremdet ins bad, steffen schreit ihm "so nice meeting you!!!" hinterher, obwohl er doch außer "i'm ronny" nichts gesagt hat. na das wird noch was mit den beiden. ähm, da gibts noch was, das ich euch sagen sollte, die leute hier... also die sind nicht so, - ich sag mal offen.
ich hab heute einen schmetterling überfahren.
ich geh über den kreuzberger markt und denke, hach, ist berlin schön. dann an zwei männern vorbei, und der eine so, na, die ham sich da janz schön anjeschissen, wa, die amis, mit dem wasser. jeschieht ihn recht.
ach ja, da war doch was.
ich so auf berlinurlaub. total zufrieden. die tage gehen wie ein komischer aber guter rausch vorbei, ich habe mein zuhause und alle hier vermisst, jetzt fällt mir erst auf, wie sehr. meine wohnung ist fremd und von anderen bewohnt, zwei tassen und ein glas hat katja kaputt gemacht, sagt sie, und ich gehe wieder zurück zu cherri. berlin ist schön und warm, ich sitze abends in kalten hallen, gucke umsonst filme und halte mich in merkwürdigen wohnungen auf die clubs sind und in denen die leute video spielen oder dumpf starren und das bier nur eine spende kostet. wie toll hier alle sind. und manchmal so lustig dass mir vor lachen alles weh tut. ich vermisse new york nicht.
so kann ich nicht schlafen. das ist ja wohl die höhe. "papa!" schrei ich. "in meinem zimmer sind zwei spinnen und eine motte! wenn du die mal wegmachen könntest...!!"
meine mutter erzählt von agape. was ist denn bitte agape? "ja, anstrebsam ist das. zuerst kommt die verliebtheit, dann der nestbau und später dann im leben agape, dann machst du zusammen gartenarbeit und kochen und sagst, ne, liebchen? man interessiert sich dann für kultur und trifft sich in zirkeln - agape halt! der höhepunkt einer erfüllten beziehung. da kommt am ende dann agape." ("ja, aber erst, wenn elfriede weg ist", sagt mein vater.)
acht feuerwehrautos, vier polizeiwagen und 38 000 notarztwagen stehen auf dem lütgendortmunder hellweg. die tankstelle brennt! - schreit mein vater in die garten-grill-idylle. mein gott, ruft meine mutter, die tankstelle brennt und unser auto geht kaputt. wir alle drei also raus, mitten in die schaulustige menge, neugierige nachbarn. meinem vater ist es etwas peinlich, er bleibt zurück. wir aber, wein- und sekt-selig, so: ja was ist denn nur los? irgendwie brennt es nicht, nicht die tankstelle und auch nichts anderes, aber überall rennen behelmte rum. "die kriegen den da nicht raus, obwohl es so stinkt, weil er nämlich schon so alt ist", meint der sonnenstudioproll im rosa hemd. warum nur dieser großeinsatz? - möchte meine mutter wissen. "alles nur wegen die tankstelle." die wagen fahren der reihe nach wieder ab, wir sind nicht schlauer. mein vater bedeutet uns zaghaft von weit entfernt, wir möchten doch jetzt bitte auch mal kommen. zurück in die gartenidylle zu dem zinkfrosch, der wasser in den brunnen spuckt.
zu den gleichen liedern, die mich noch vor 10 tagen durchs eastvillage begleiteten, gehe ich eingespielte kindheitswege richtung lütgendortmunder ortsmitte. einiges hat sich verändert, die ritter-ranch heißt jetzt zur ranch und der grieche, in dem ich sandy vergebens vegetarismus predigte und ihr immerhin jedes mal das gyros vermieste, heißt jetzt irgendwas mit schnitzel und ist geschlossen. der briefkasten ist jetzt ein stromkasten, auf dem in rosa ns gesprüht steht, was hoffentlich eine harmlosere bedeutung hat, als man zunächst vermutet. ich mein - rosa?
ich treffe mich mit sandy und p an der amazonas-bahn und hoffe, niemandem zu begegnen, den ich aus grundschul-, konfirmations- und fahrschulzeiten kenne. da müsste ich mir nämlich auch mal schnell das süffisante lächeln abschminken, mit dem ich von oben herab auf die kirmesbesucher blicke. komisch, dass ich hier aufgewachsen bin. nach einer fahrt in der wildwasserbahn, das einzige ding, in das ich mich traue, und dem atemberaubenden feuerwerk, das das am mainufer locker toppt, trinke ich zu den unglaublichen tönen einer rolling stones-coverband, denke an früher und frage mich, wo die leute eigentlich die ganzen beknackten stofftiere hin tun, die sie hier jahr für jahr gewinnen.
ich komme gerade aus frankfurt am main, und diese stadt wird ihrem ruf als eine der hässlichsten deutschlands mal überhaupt nicht gerecht! ich treffe larry mit frau und kind in einem ganz bezaubernden kleinen park, gehe in ein tolles museum, in noch einen park und gucke mir ein romantic feuerwerk am mainufer an. frankfurter jungs springen übermütig in den fluss und buden mit bier gibt es auch, wie in dortmund. überhaupt ist alles ein bisschen wie in dortmund, nur größer. dortmund wird seinem ruf als eine der hässlichsten städte deutschlands ja auch nicht gerecht, aber darüber werde ich später referieren.
die autofahrt nach hause ist nicht besonders lang, aber es ist mitten in der nacht und ich bekomme müdigkeitsvisionen und schlenkere über die dunkle autobahn. was man alles so macht, um sich nicht vor müdigkeit totzufahren. tatsächlich an menschenleeren raststellen halten und draußen rumhüpfen, in den büschen triebtäter vermutend. eine tüte nimm zwei lachgummi sauer essen, nicht sehr lecker. im radio die suche nach liedern, die mich wach halten. mein soundtrack: come on eileen, girls just wanna have fun, sweat (a la la la la long) von inner circle und ein paar meiner teenagehits wie children von robert miles und seventyfour, seventyfive von den connells. da habe ich mich sogar richtig drüber gefreut. und bin zuhause angekommen. und mag frankfurt.