Ashling
so, die zeiten mit almostagirl sind jetzt also over. wurde auch zeit. hammer ny-stylo-apartment in deeper williamsburg, alles etwas rauher hier und gefährlich nachts, heißt es. mitbewohner jacob ist gerade auf dem weg upstate, um seine exfreundin zurückzuerobern, paloma die katze beißt in meinen rucksack ein loch und ich muss jetzt eigentlich nur noch auspacken. excited.
Die Frau, die sich neben mir mit Step Touch, Leg Curl und Crunches abmüht, füllt ihr XXL-Shirt locker aus. Auf dem XXL-Shirt ist vorne Twiggy drauf. Ich frag mich die ganze Zeit, wer T-Shirts mit Twiggy drauf macht und dann auch noch so große?
Das dann zum Sport zu tragen, find ich aber ziemlich souverän. Sie ist eh cool drauf und hat offenbar Spaß.
Mein Wortohrwurm seit drei Tagen: Ursupator. Mit stark gerolltem R. Ich kriegs nicht weg.
Jetzt hab ich allen erzählt, mein Perso wär irgendwo in New York. Tja, das wär wohl zu glamourös. Stattdessen fand ich ihn beim Aufräumen in dem kleinen Umschlag von Tiffany & Co., wo der Kassenbon drinsteckte. Und ich dachte noch, oh da ist was interessantes Laminiertes drin.
Ja, ich besitze einen Kassenbon von Tiffanys. Haha, Giles könnte darüber Aufschluss geben. Es gibt in dem Laden übrigens nichts Erschwingliches, ich hab mich erkundigt. Auch keinen silbernen Telefonwähler. Was machen die Leute eigentlich mit ihren silbernen Telefonwahlhilfen, jetzt wo es nur noch Tastentelefone gibt? Werden die eingeschmolzen oder zweckentfremdet?
Noch ganz aufgekratzt von der führerscheinlosen Waldfahrt öffne ich die Fahrertür, da stehen sie aus dem Nichts plötzlich vor mir. Dunkle glatte Haare, gelbe Kleidchen mit Erdbeeren bestickt, Hand in Hand. Ernst und blass schauen sie Giles und mich an. Was ist das? Eine kubrickhafte Halluzination? Zu viel Adrenalin vom mit 40 Langbrettern?
Dann gehts los: "Wir sind vier, wir waren baden, wir haben im April Geburtstag" undsoweiter. Das Eis ist gebrochen, das unheimliche Gefühl verflogen, wir vier verstehen uns blendend! Ihre Mutter muss sie fast gewaltsam von uns wegzerren, um sie in ihr Auto zu verfrachten.
Gegen halb zehn, ich komm gerade aus der Dusche und überlege, ob ich gleich noch zu der kleinen Abschiedsfeier um die Ecke gehen soll, klingelt es an der Wohnungstür. Die Leute von Alice werden es wohl um diese Zeit nicht mehr sein, die Wohnung ist auch einigermaßen aufgeräumt, also mach ich auf. Draußen steht einer, den ich noch nie vorher gesehen habe und sagt: "Ich komme aus Haus 6 und habe ein Riesenproblem."
Will er gegen meine zu häufigen Parties rebellieren? Oder was? Nein, ein "Freund" von ihm ist in Schwierigkeiten und er will sich gerne 200 Euro von mir leihen. Die der "Freund" bis 23 Uhr an jemanden bezahlen muss. Um das glaubhaft abzulehnen, muss ich nicht mal lügen. Aber was denkt er sich? Dass ich ihm mal so eben die Kohle rüberschiebe, so unter Nachbarn?
"Das klingt aber mafiös" sag ich ihm, er stimmt zu, erspart mir aber leider Details. Und fragt mich, wen im Haus er noch fragen könnte. Soll ich ihn zu meiner Vermieterin schicken? Das kann ich ihm auch nicht antun. Eigentlich sieht er ja ganz normal aus. Leider werd ich wohl nie erfahren, wie diese Geschichte ausgegangen ist. Sollte er mir nochmal über den Weg laufen, lad ich ihn vielleicht zur nächsten Party ein.